Große Schweizer Sennenhunde

"vom Rumbecker Siepen"                                                                                                                                                          

HD / ED

Hüftdysplasie und Ellenbogendysplasie - kurz HD und ED - ist bei den Großen Schweizer Sennenhunden in aller Munde. Böse, böse Erbkrankeit...

Doch das ist nur zum Teil richtig. Natürlich ist es bei der Auswahl der zu verpaarenden Tiere mehr als wichtig, auf eine mögliche Belastung der Elterntiere sowie der Ahnen einen ganz besonderen Augenmerk zu legen.

Doch darüber hinaus gibt es noch andere, wichtige Kriterien, die für die Entstehung bzw. mögliche Vermeidung einer Hüft- oder Ellenbogendysplasie verantwortlich sind.

Grundsätzlich unterscheidet man zunächst einmal bei der Hüft- und Ellenbogendysplasie zwischen folgenden Stufen:

  • HD-A = HD-0 = Frei
  • HD-B = HD-1 = Verdacht
  • HD-C = HD-2 = Leicht
  • HD-D = HD-3 = Mittel
  • HD-E = HD-4 = Schwer

Für die Zucht im SSF e.V. zum Beispiel werden nur Hunde mit einer A- oder B-Hüfte (also HD frei oder Verdacht) zugelassen, wobei zulässige Verpaarungen mit A-A oder A-B eingegrenzt werden.

  • ED-0 = Normal (keine Osteophyten oder Sklerose)
  • ED-1 = Leicht
  • ED-2 = Moderat
  • ED-3 = Schwer

Für die Zucht im SSF e.V. werden hier nur Hunde mit ED Graden 0 und 1 zugelassen, wobei zulässige Verpaarungen hier 0-0 und 1-0 sind.

Soweit die erbliche Geschichte.

Allerdings kann man selber auch großen Einfluss auf eine mögliche Entstehung bzw. Vermeidung dieser Knochenbelastung nehmen!

Da wäre zum einen der Faktor Bewegung. Viele Welpenkäufer sind der Meinung, wenn sie Ihren Welpen zu sich nach Hause geholt haben, können sie ausgedehnte Spaziergänge machen, mit ihrem neuen Familienmitglied über Stock und Stein springen und ihm mehr als reichlich Auslauf bieten.

Von diesem Gedanken müssen Sie sich zunächst einmal komplett befreien!

Ihr Welpe ist gerade einmal 9 Wochen alt, sein ganzer Körper, sein Organismus, seine Muskeln, Sehnen, Bänder und vor allem seine Knochen noch voll im Wachstum und noch nicht voll belastbar. Auch die Wachstumsfugen sind noch lange nicht geschlossen. Der Abschluss des "Längenwachstums" eines Hundes ist erst etwa am Ende des 11. Lebensmonats mit dem Schluss der Fugen vollendet.

Die Zauberformel hier heisst also unbedingt: Moderat!

Als Faustregel sagt man, pro Lebensmonat gerade einmal 5 Minuten Spaziergang am Stück! Das heisst, wenn Ihr Welpe bei Ihnen eingezogen ist, darf bzw. sollte er gerade einmal 10 Minuten am Stück spazieren geführt werden. Wenn Sie sich diese Faustregel einmal weiter durchrechnen, können Sie mit Ihrem Hund frühestens mit 1,5 Jahren einen ausgedehnten Spaziergang von 1,5 Stunden machen!

Ein Hund ist erst körperlich und geistig erwachsen, wenn er etwa 1,5 bis 3 Jahre alt ist. Kleine Rassen und Mischlinge sind mit etwa 1,5 – 2 Jahren ausgewachsen. Große Hunde brauchen länger, etwa 2 – 2,5 Jahre.

Wenn Sie diese Entwicklung bei der Bewegung Ihres Welpen bzw. Junghundes stets im Hinterkopf behalten, können Sie eine Überbelastung der Knochen und eine daraus möglicherweise resultierende HD oder ED Erkrankung durchaus vermeiden.

Das heisst natürlich nicht, dass Ihr Hund sich in den ersten 1,5 Jahren nicht bewegen darf, nicht spielen und toben darf, keine Treppen steigen darf oder nicht springen darf. Das darf und das SOLL er auch! Hören Sie einfach ein wenig auf Ihre innere Stimme, beobachten Sie Ihren Hund bei dem, was er sich schon selber zutraut und muten Sie ihm von sich aus nicht zu viel zu. Das ist meist schon die halbe Miete!

Neben einer angemessenen Bewegung spielt selbstverständlich auch die Ernährung eine sehr große Rolle. Gerade großwerdende Rassen wie der Große Schweizer Sennenhund sollten nicht zu schnell zu viel Gewicht zunehmen, um die noch nicht voll ausgehärteten Knochen zu schonen und nicht überzubelasten (denken Sie an die oben genannte Wachstumsdauer von bis zu 3 Jahren!). Zu viel Gewicht ist Gift für die wachsenden Knochen. Daher füttern Sie Ihren Welpen so, dass er zwar ausgewogen ernährt ist, jedoch nicht zu viel bekommt.

Nicht nur beim Welpen, sondern auch beim erwachsenen oder älteren Hund ist es von großer Wichtigkeit, auf die richtige Ausgewogenheit zu achten. Ein Welpe hat einen anderen Nährstoffbedarf als ein erwachsener oder ein älterer Hund.

Um sicher zu gehen, dass Ihr Hund gesunde Knochen hat und dementsprechend belastbar ist, sollten Sie ihn daher am besten röntgen lassen - allerdings nicht vor Abschluss des 18. Lebensmonats (wir erinnern uns wieder an die Wachstumsdauer...). Eine Röntgenaufnahme der Hüfte und der Ellenbogen bietet in jedem Fall Aufschluss darüber, ob und wie Sie Ihren Hund dauerhaft bewegen und ernähren sollten.

Selbst wenn Ihr Hund an einer Hüftdysplasie oder Ellenbogendysplasie leiden sollte, heisst das noch lange nicht, dass er kein glückliches, langes Leben führen kann. Das kann er, wenn Sie ihn seinen Ansprüchen entsprechend belasten und ernähren.

Egal, ob Sie Ihren Hund mit Trockenfutter, Dosenfutter oder frischem Fleisch und Gemüse füttern, wichtig ist immer die richtige Zusammensetzung für einen gesunden Gesamt-Organismus Ihres Hundes. Wenden Sie sich daher auch ruhig an Ernährungsexperten, Futterhersteller oder Barf-Shops und lassen Sie sich ausführlich beraten! Einmal entstandene Defizite lassen sich nur schwer oder im schlimmsten Fall nie wieder reparieren...

Daher hoffen wir, dass wir Ihnen mit diesen Zeilen einen kleinen Einblick geben konnten, dass für die Entstehung einer Hüft- oder Ellenbogendysplasie bei den Großen Schweizer Sennenhunden nicht nur die Zucht verantwortlich ist, sondern auch jeder Besitzer ein Stück weit selbst. Denn er hat zusätzlich zu der Auswahl eines Hundes von einem gewissenhaften Züchter die Möglichkeit, seinen Hund durch vernünftige Bewegung sowie durch eine hochwertige, bedarfsgerechte Fütterung gesund zu erhalten.


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